Bildbearbeitung Ja oder Nein

Ab und an höre ich immer wieder: "Meine Bilder werden nicht bearbeitet, die kommen so aus der Kamera". In den analogen Zeiten war dies durchaus häufiger der Fall. Obwohl auch damals schon abgewedelt und nachbelichtet wurde. In den heutigen digitalen Zeiten entwickelt die Kamera intern die Fotos es sei denn man fotografiert in RAW. Jede digitale Aufnahme im Format JPG wurde vollautomatisch in der Kamera entwickelt. Je nach vom Benutzer eingestelltem Kamera Profil mehr oder weniger. Eine RAW Datei ist das unbearbeitete Abbild einer Szene. So wie es der Sensor zum Zeitpunkt der Aufnahme "gesehen" hat. In der Regel entspricht dies nur sehr bedingt einer tollen Kontrast- und Farbreichen Aufnahme. Warum soll man also in RAW fotografieren wenn doch sowieso nur flaue Bilder herauskommen? Weil RAW Dateien sehr große Reserven für die Entwicklung bieten. Sowohl in den Tiefen als auch in den Lichtern befindet sich ein großer Spielraum. Wer hat nicht einmal versucht ein Foto mit extrem großen Helligkeitsunterschieden aufzunehmen. Entweder werden Teile des Bilds  zu dunkel oder sind überbelichtet. Das menschliche Gehirn kann sich auf diese Kontraste einstellen und ein homogenes Bild erzeugen. Eine Kamera kann dies nur in einem sehr begrenzten Umfang. Die HDR Technik versucht dies auszugleichen indem mehrere Aufnahmen mit verschiedenen Belichtungen angefertigt und später miteinander verrechnet werden. Die Ergebnisse sind oftmals nicht mehr sehr natürlich. Sehr häufig sieht man vollkommen unnatürliche schwarze Wolken. 

Je nach Kameramodell und Sensortyp ist dieser s.g. Dynamikumfang unterschiedlich. Die Nikon D750 ist ein wahres Dynamik Wunder. Sie hat einen Spielraum von zirka +/- 2 Blenden bei der Entwicklung in Lightroom. Wenn also jemand sein Bild unbearbeitet, wie aus der Kamera veröffentlichen möchte, funktioniert dies nur mit einem RAW. Die nachfolgende Datei zeigt eine Landschaftsaufnahme des Heftricher Moors in der Nähe von Idstein im Taunus. Das Foto entstand am Abend bei bewölktem Himmel. Die Kontraste und die Farbsättigung sind entsprechend flau. Zugegebenermaßen ist dies nicht gerade das schönste Licht für Landschaftsaufnahmen; für diesen Blogbeitrag ist das Foto jedoch sehr gut geeignet.

Heftricher Moor - Original

Bei der Aufnahme habe ich auf eine möglichst korrekte Belichtung des Himmels geachtet. Fotografiert habe ich die Szene mit Blende 8, 1/320 und ISO 220.  Bei der Komposition waren mir  die Diagonale des kleinen Bachs von links unten in Richtung Baumgruppe, sowie die Äste im Vordergrund für eine Rahmung wichtig. Das Foto an sich wirkt im RAW sehr flach und unscheinbar.

Wie oft kommt man mit wunderbaren Eindrücken vom Ausflug zurück und ist enttäuscht bei der Durchsicht der Fotos. Mit ein wenig Hintergrundwissen zu Bildkomposition und den Möglichkeiten in der Bildbearbeitung kann dies schnell geändert werden. Die Bearbeitung erfolgte ausschließlich in Adobe Lightroom CC Classic ohne externe Plugins oder spezielle Presets und dauerte zirka 15 Minuten. Die meiste Zeit wurde für das Dodge & Burn benötigt. 

Die wichtigsten Einstellungen waren:
- Nachträglicher Weißabgleich
- Setzen des Schwarz- und Weißpunkts
- Reduzieren der Lichter und leichtes Anheben der Tiefen
- Anpassen der Belichtung
- Über HSL wurde das Blau des Himmels etwas gesättigt und abgedunkelt.
- Dodge & Burn in den Bäumen und dem diagonalen Bach
- Mit dem Radialfilter wurde die Aufmerksamkeit durch sanftes Aufhellen auf die Baumgruppe gelenkt
- Mit einer Schärfung von 40/1,0 und hoher Maskierung wurde das Bild finalisiert. Ein Linksklick auf das Bild öffnet eine etwas größere Ansicht. Mit den Pfeilen kann dann schnell zwischen Vorher und Nachher gewechselt werden.

Heftricher Moor - Bearbeitet

Ich denke der Aufwand hat sich gelohnt. Immer bedenken sollte man jedoch das bereits bei der Aufnahme auf die Komposition geachtet wird und eine Vorstellung für das fertige Bild im Kopf ist. 

Wer mehr zu dem Themen Landschaftsfotografie, Bildbearbeitung oder Grundlagen der Fotografie wissen möchte ist herzlich eingeladen mich unter webmaster@psi-fotografie.de zu kontaktieren. Ich biete gern individuelle, auf den oder die Teilnehmer abgestimmte Workshops zu diesen Themen an.